Wie schon 2022 bin ich auch 2023 wieder mit voller Leidenschaft bei der HAT dabei.
Ursprünglich sollte ein Team aus dem Most4tel starten – doch als das nicht klappte, griff ich auf meine bewährten Kärntner Freunde vom Vorjahr zurück. Die Anreise läuft wie gewohnt per Achse, diesmal jedoch mit einem Zwischenstopp in Villach. Dort treffe ich die Jungs, übergebe meine beiden Alukoffer, die per Auto nach Oulx gebracht werden – so kann ich direkt nach Sanremo aufbrechen.
Nachdem bei einer ausgiebigen Kaffeerunde alles besprochen wurde, schwinge ich mich mit leichtem Gepäck in den Sattel meiner XT1200 um in Richtung Sanremo zu starten. Zuerst führt mich mein Weg ohne große Umwege nach Pieve Tesino, wo ich in einer unscheinbaren, aber überaus komfortablen Unterkunft einchecke. Ein reichhaltiges Frühstück gibt mir die nötige Energie, und schon am nächsten Morgen setze ich meine Reise fort.
In Sanremo angekommen, nutze ich den späten Nachmittag, um die Gegend zu erkunden. Ich fahre entlang der Küste – ein atemberaubender, aber schnell verlassener Pfad, denn schon bald zieht es mich in die majestätischen Berge. Die Küstenstraße präsentiert sich dabei als regelrechtes Chaos, doch das mindert meinen Entdeckerdrang nicht. Beim Herumkurven entdeckt mein Blick einen Wegweiser nach Seborga – ein Ort, an den ich mich aus einem faszinierenden Bericht erinnere. Neugierig schlendere ich durch die Gassen, knipse ein paar Fotos und sichere mir ein Souvenir, das diesen Moment unvergesslich macht.






Zurück in Sanremo treffe ich bald auf meine Kärntner Freunde – der Abend verspricht schon jetzt Abenteuer. Motorräder glänzen im Parc Fermé und ein Briefing im Casino stimmt alle auf den bevorstehenden Start ein. Nach einem deftigen Abendessen und erfrischenden Kaltgetränken ist es dann 23:00 Uhr: der Startschuss für den HAT Extreme und Extreme 1000. Während meine Kollegen in einer anderen Unterkunft nächtigen, lasse ich den Abend in meinem Hotel ausklingen.





Der nächste Morgen beginnt glühend heiß, und im stickigen Parc Fermé warten wir alle gespannt auf den Start. Das “Rennen” beginnt – auf demselben Track wie im Vorjahr, sodass uns bereits klar ist, was auf uns zukommt. Wir starten in zwei Dreierteams, die sich dann zu einer sechsköpfigen Gruppe zusammenfinden. Mit mir als Navigator ziehen wir in die italienischen Berge hinein. Überall kreuzen sich unsere Wege mit italienischen Fahrern die nicht besonders Rücksichtsvoll unterwegs sind – bei einem dramatischen Beinahe-Zusammenstoß verliere ich fast den Spiegel meines Motorrads.
Der seit langem nicht mehr beregnete Boden ist locker und staubig. Ohne Endurohelm unterwegs, muss ich um der sengenden Hitze zu trotzen, meinen Klapphelm öffnen und atme dadurch direkt den ganzen Staub ein. Meine Trinkblase leert sich rasant, und ich sehne mich förmlich nach dem ersten Checkpoint. Endlich erreichen wir Pigna: hier heißt es für uns, kräftig zu trinken, zu essen und unsere Wasservorräte wieder aufzufüllen, bevor es wieder losgeht.






Doch die Hitze zeigt sich unerbittlich – die Trinkblase ist bald wieder leer. Letztes Jahr bereitete mir die Fahrt über den Colle del Garezo noch riesigen Spaß; heuer wirkt sie eher anstrengend und zermürbend. Oben angekommen, müssen wir geduldig auf Stefan warten – und dann schlägt das erste Malheur zu: Der Hinterreifen hat keine Luft mehr.
Mit Kompressor und einer Portion Reifendichtmittel bewaffnet, versuchen wir verzweifelt, den platten Reifen zu retten. Halbstündlich wird aufgepumpt und 3 bis 4 Dosen Pannenspray versenkt – doch der Reifen bleibt stur und undicht. Letztlich beschließen wir, uns aufzuteilen: Stefan und Martin fahren nach Cuneo, um dort einen neuen Schlauch einzubauen, während der Rest der Gruppe weiterzieht.
Kaum ist das Problem gelöst, tritt das nächste auf: Bei Thomas versagt mitten im steilen Gelände plötzlich die Kupplung. Zum Glück ist Karl dabei, der schnell die Kupplung nachstellt, sodass wir nach einer weiteren zermürbenden Stunde endlich den Berg erklimmen. Währenddessen werden wir vom „Catchercar“ überholt und angewiesen, die letzte Offroadetappe auszulassen.








Erschöpft und am Limit liege ich dann bereits seit zehn Minuten mit hochgelagerten Beinen in einer Wiese, während mein Kreislauf rebelliert. Tage später erfahre ich, dass ich zu viel reines Wasser getrunken habe – sämtliche Mineralien und Elektrolyte waren aus meinem Körper gespült worden.
Im Zwischenziel Cuneo gönnen wir uns ein spätes Abendessen und zwei Bier – und langsam kehrt etwas Erholung ein. Gemeinsam fahren wir zu Stefan und Martin, legen uns in unsere Schlafsäcke und versuchen ein paar Stunden Schlaf zu finden.


Um 4:00 Uhr stehen wir dann wieder auf – doch leider bringt die nächtliche Reifenaktion bei Stefan keinen Erfolg. Im Morgengrauen beraten wir uns: Stefan und Peter bleiben beim Motorrad, während der Rest der Gruppe nach Oulx fährt. Dort steigt Karl in sein Auto, holt die beiden mit dem Anhänger ab, und in Sestriere holen wir unsere Urkunden und geben den GPS-Tracker ab.
Somit ist auch beim 2. Anlauf nichts mit dem 100% Sticker geworden. 2024 lasse ich definitiv aus, weil ich weiß, dass ich körperlich nicht in der Lage bin durchzuhalten. (noch nicht) Anschließend geht es einkaufen, um uns mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen.
Der Sonntag endet nach einigen Bieren und Rotweinen, erschöpft und mit einem bittersüßen Gefühl über den Ausgang. Am Montag schließt sich Michael zu einer weiteren, herausfordernden Runde – diesmal über schmale Singletrails, die meiner Meinung nach nicht für so große Motorräder wie meine geeignet sind. Dank der Technik meiner Tenere meistere ich auch diese Hürde.









Früh am Montag breche ich dann zu einer etwa 1.000 km langen Fahrt nach Kroatien auf. Dort treffe ich am Abend einen Freund und später auch zwei Arbeitskollegen samt deren Frauen auf der Insel Pag. Zwei Nächte verbringen wir auf Pag, bevor es über Bosnien weiter in Richtung Heimat geht – unter anderem mit einem kurzen Kaffee-Stopp bei zwei deutschen Bekannten die zufällig auf den Weg Richtung Süden sind.







Schließlich erreichen wir gemütlich am Freitag unser Zuhause, und meine Familie wird von meiner frühen Rückkehr überrascht. Eine abenteuerliche Reise, die noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Fazit: Um die HAT zu finishen muss ich an meiner Fitness arbeiten. Die XT1200 kann im Gelände dank der Traktionskontrolle überraschend gut mit den viel leichteren Bikes mithalten und somit muss der Fahrer nicht soviel können.
2028 zur 20. HAT bin ich dann wieder dabei. Bis dahin hoffentlich um 30kg leichter und Fitter.