Wie schon im letzten Jahr startet der Alpi auch heuer wieder – und zwar direkt aus Pfunds in Tirol. Rund 330 Motorradfahrer melden sich an, um in drei Gruppen diese Herausforderung zu meistern. Die Gruppen starten gestaffelt: Um 6:00 Uhr für die 750‑km‑Runde, um 7:00 Uhr für die 550‑km‑Gruppe und um 8:00 Uhr die Fahrer, die 350 km zurücklegen müssen. Dabei geht es nicht um Geschwindigkeit – vielmehr müssen alle Kontrollpunkte innerhalb genau definierter Zeitfenster angefahren werden. Wer zu früh ist, ist auch Unpünktlich. Und natürlich steht bei dieser motortouristischen Veranstaltung die Einhaltung der StVO im Vordergrund.
Anreise und Vorabend
Am Freitag reise ich an und treffe bereits auf den letzten 20 Kilometern meinen ersten Bekannten – Jürgen aus Deutschland. Gemeinsam fahren wir ins Posthotel, wo wir weitere alte Freunde begrüßen. Nach der Anmeldung geht es ins Hotel. Wie der Zufall es will, haben wir zu dritt das gleiche Hotel gebucht, sodass wir bei einem schnellen Stiefelbier den gemeinsamen Abend planen können. Nach dem Abendessen schauen wir also noch kurz im Posthotel bei den anderen Motorradfahrern vorbei, bevor wir – mit relativ harmlosen Abendprogramm – vor Mitternacht ins Bett fallen.

Der Start – Auf in die Berge!
Der nächste Morgen beginnt früh: Um 5:00 Uhr stehe ich auf. Im Kühlschrank der Bar warten bereits Lunchpakete auf uns, und noch bevor der große Ansturm losbricht, treffe ich mich mit ein paar Kollegen im Posthotel für einen schnellen Kaffee. Wie gewohnt fahre ich alleine und auch erst einige Minuten nach dem Start vom Startgelände – frei von jeglicher Verantwortung für Mitfahrer kann ich so die Route ganz nach meinem Gusto wählen.
Die erste Etappe führt mich kurz in die Schweiz und über den Umbrailpass (2.503 m) – den höchsten Straßenpass der Schweiz – zurück auf die italienische Seite des Stilfser Jochs (2.757 m). Dieser legendäre Pass mit seinen 48 Kehren auf der Nordrampe ist eine der bekanntesten und anspruchsvollsten Strecken der Alpen.
Weiter geht es über den Gaviapass (2.621 m), eine atemberaubende, aber schmale Straße mit spektakulären Ausblicken. Das nächste Ziel ist der Passo Tonale (1.883 m), wo sich der erste Kontrollpunkt befindet.
Zum ersten Mal nutze ich die Kurviger.de App zur Navigation – und ich bin restlos begeistert. Die Kontrollpunkte habe ich als Wegpunkte eingegeben und jeweils mit Nummer und Zeitfenster versehen. So behalte ich immer im Blick, ob ich im vorgegebenen Zeitrahmen liege oder doch hinterherhinke.







Die weitere Route durch Südtirol und Venetien
Auf dem Weg zum zweiten Kontrollpunkt nehme ich einen Umweg über den Mendelpass (1.363 m) und fahre nach Tramin an der Weinstraße – mit der Absicht, zu sehen, ob unser sonst so zuverlässiger Südtiroler Hotelier wirklich zugesperrt hat. Tatsächlich: Das Hotel ist bereits Baustelle und wird bald abgerissen.
Am Monte Bondone (2.180 m) angekommen, mache ich eine kurze Pause, erledige die Kontrollaufgabe, wenn auch etwas verspätet wegen des Umwegs. Danach führt die Route über die legendäre Kaiserjägerstraße, eine schmale, spektakulär am Berg gelegene Straße mit fantastischer Aussicht.
Beim dritten Kontrollpunkt in Asiago besichtige ich ein beeindruckendes Denkmal. Nach einer kleinen Verwirrung beim Verlassen der Stadt – ich verfahre mich ein paar Mal – entscheide ich mich für den Rückweg wieder über die Kaiserjägerstraße. War nicht geplant, aber ein Traum von einer Straße!





Weiter geht es über den Manghenpass (2.047 m), eine kleine, kurvenreiche Strecke mit schmaler Fahrbahn. Danach folgt der Passo di Lavazè (1.805 m), wo ich meinen vierten Kontrollpunkt erreiche.
Die letzten Kilometer – Kampf gegen das Wetter
Von hier aus geht es über den Nigerpass (1.690 m) nach Bozen – dort wartet 30 km nördlich der nächste Kontrollpunkt auf mich. Aber die Wetterfront zieht langsam heran, dunkle Wolken kündigen Regen an. Ursprünglich wollte ich über den Jaufenpass (2.094 m) und den Brenner zurück nach Tirol, aber das wäre mindestens 1,5 Stunden länger.





Ich entscheide mich, bei Meran links zu halten und auf direktem Weg zurück nach Pfunds zu fahren. Doch auf den letzten 50 Kilometern kommt es knüppeldick: Ein heftiges Gewitter zieht auf, und es beginnt wie aus Kübeln zu regnen. Dank meiner wasserdichten Kleidung komme ich zwar trocken an, aber die Fahrt wird zu einer echten Herausforderung.
Ankunft im Posthotel um 19:30 Uhr – nach “nur” 720 km.
Abendprogramm & Heimreise
Beim gemeinsamen Abendessen erfahren wir, dass es im Starkregen einen Unfall gab: Ein Fahrer hat wohl die Straße mit einer Rennstrecke verwechselt und ist in einer Kurve geradeaus in einen Acker gesprungen. Glücklicherweise ist ihm dabei nicht viel passiert.
Nach einer heißen Dusche und frischen Klamotten folgt das bewährte Abendprogramm: Bier, Bier, Bier.
Am Sonntagmorgen treffen wir uns nach dem Frühstück noch einmal im Posthotel. Die Veranstalter überreichen uns unseren Alpi-Patch – eine wohlverdiente Trophäe für unsere Leistung. Lange Gespräche, viele Anekdoten – und schon wieder wird die Abreise später als geplant.
Die Heimreise führt mich über den Scharnitzpass, dann weiter über Bad Tölz und den Chiemsee, bis ich schließlich nach weiteren 527Km wohlbehalten zu Hause ankomme.











Fazit:
Ein weiteres unvergessliches Abenteuer, das mich sowohl an meine Grenzen als auch an die Schönheit der Alpenpässe erinnert. Ich kann es kaum erwarten, nächstes Jahr wieder am Start zu sein!