Schon die Anreise ist ein Abenteuer.
Am 30. August geht die Reise los in Richtung Sanremo bzw. nach Oulx in die Westalpen.
Schneller Transit am Nachmittag nach der Arbeit bis nach Pfunds, wo ich um 21:30 bei starkem Gewitterregen im Hotel Edelweiß eintreffe.
Nichts mehr essen, dafür mit dem Personal bis 2:00 Uhr an der Bar trinkend und lachend verbringen.
Am nächsten Morgen leicht verkatert bei leicht bewölktem Himmel geht die Reise erst richtig los.
In den nächsten 2 Tagen sind einige Pässe in meiner Tourplanung. Tagesetappen von 500km sind geplant. Es sollte sich später herausstellen, dass das in der doch sehr bergigen Schweiz sehr sportlich wird.
Am Morgen leichtes einschwingen über das Stilfserjoch ( ich durfte dieses jetzt schon zum 3. Mal befahren), oben angekommen rechts abbiegen in die Schweiz über den Umbrailpass, weiter über Ofenpass und Albula zum Splügen- und Nufenenpass. Von dort weiter Richtung Süden über den eindrucksvollen San Bernadinopass.
Jetzt wieder nach Norden zum Gotthardpass, den ich über die Alte Tromolastraße befahre. Immer die Wolken und den Regen im Genick mache ich nur kurze Pausen zum Fotografieren.
Jetzt „Nur“ noch den Furkapass, den Grimmselpass, weiter über Sustenpass und wieder einen Teil der Gotthardstraße nach Andermatt und von dort über den letzten Pass des Tages dem Oberalppass. Ich erreiche nach ~500km und 11 Stunden das Nachtquarttier nach Disentis.
Günstig geschlafen – 40€ inkl. Frühstück – teuer Abendgegessen – 80€ inkl. NUR 2 Bier.
Um 9:00 Uhr bin ich schon wieder fast auf dem Oberalppass um nun eine weiter Straße über den Gotthardpass zu fahren. Insgesamt gehen 3 verschiedene Straßen auf die Passhöhe.
Mit dem Nufenenpass überquere ich den 2. höchsten Alpenpass der Schweiz und fahre weiter Richtung Frankreich/Italien. Die Schweiz verlasse ich über den gewaltigen Grand-St-Bernard, dem Grossen St. Bernhard Pass, nur um kurz darauf über den kleinen St. Bernhard nach Frankreich einzureisen. Dort erreiche ich nach kurzer aber kurvenreicher Fahrt einen weiteren Höhepunkt. Den Col de l’Iseran. Der Col de l’Iseran ist mit einer Höhe von 2770 m der höchste überfahrbare Gebirgspass der Alpen.
Somit kann ich zur Zeit mit Stolz behaupten ich habe 9 der 12 höchsten Alpenpässe befahren.
Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung bis Oulx zum Camping Grand Bosco. Nur noch über den 2081 m hohen Mont Cenis und ich bin um 19:30 nach 530 km am Ziel.
Zelt aufbauen – einkaufen – Abendessen, trinken und früh schlafen gehen
Das 2. Abenteuer dieser Reise beginnt. Anfahrt zur HAT 2022
Um 10:30 treffe ich auf meinen Teamkollegen dem Herman. Wir fahren ohne Umwege nach Sanremo und checken ins Hotel und auch bei der HAT ein.
Am Abend noch das gemeinsame Briefing mit vielen gleichgesinnten und ein gutes Abendessen.
Ich gehe zum Start der Richtig Verrückten. Diejenigen die um 23:00 Uhr starten um in den nächsten 36 Stunden 950 Km Großteils Offroad unterwegs sein werden.
Morgen nach dem Frühstück gehöre auch ich zu den Verrückten.
Es ist Samstag Morgen. Noch einmal Frühstücken. Das nächste Mal wird es wohl erst wieder am Montag oder Sonntag Abend etwas zu Essen geben.
Es sind 30°C und mehr als wir auf den Start warten.
Die nächsten 30 Stunden werden wir ausgesuchte, teilweise nur für die HAT freigegebene Offroad Strecken fahren.
Dazwischen gibt es Verbindungsetappen auf Asphalt wo wir etwas ausruhen können.
10:29 Uhr. Wir starten. Eigentlich sollte Hermann das Navigieren übernehmen, bis ich mich in die Navisoftware eingearbeitet habe. Aber schon nach den ersten 100 Meter bin ich an der Spitze unserer 2er Gruppe und führe uns aus Sanremo.
Ich gehe es ziemlich flott an und hab ganz auf meinen Teamkollegen vergessen. Macht nichts, weil ja jeder den selben Track hat. Außerdem kann ich so längere Pausen machen. Nach gut 20 Minuten kommt die erste Offroadpassage. Ich bin voller Adrenalin und lass meine Dicke XT nur so über den Schotter fliegen. Schon bald wird mir klar, dass die HAT keine Sonntagsausfahrt ist. Nach 20 Minuten Offroad bin ich durchgeschwitzt, die Beine schmerzen und ich muss mein Windschild kleben, weil ich ein paar Schrauben verloren habe.
Nach der Reparatur geht es weiter über kleine Nebenstraßen bis nach Pigna, wo wir die erste Labstelle haben und uns mit Nudeln, Getränken und Kuchen stärken können.
In den nächsten 1 ½ Stunden fahren wir den Südlichen Teil der Ligurischen Grenzkammstraße. Die Strecke ist selektiv und im Schlechten Zustand. Es ist anstrengend und macht Irre Spaß. Die Dicke fliegt nur so über die Steine und ich erreiche Vollgeschwitzt den Colle del Garezo.
Hier entscheidet Hermann den Rest der Hard Alpi Tour auf den Ausweichrouten über Asphalt zu fahren. Es ist für Ihn körperlich nicht möglich die Offroadpassagen zu meistern. Ich aber schließe mich einer Kärntner Truppe an – den Austrian Bikebrothers.
Ab jetzt fahre ich in einer 6er Gruppe.
Es ist erschreckend wie lange man für die diversen Offroadpassagen braucht. Wir fahren einen 15km/h-Schnitt.
Und noch viel schlimmer ist das Wetter. Es regnet schon seit Stunden.
Noch einmal erreichen wir eine Labstelle. Kurze Pause, eine Zigarette für die Raucher, ein paar Bilder machen.
Die Offroad Strecken werden schwieriger. Ein Waldstück mit extrem rutschigen Boden. Es ist ein Wunder, dass hier niemand zu Sturz kommt. Dazwischen wurden sogar schon Passagen durch die Organisatoren gesperrt.
Wir entscheiden gemeinsam die letzten beinen Offroad Teile auszulassen und fahren zum Checkpoint nach Boves. Ankunft 22:00 Uhr
Leckers Abendessen und versuchen zu schlafen
Ich Depp habe natürlich keinen Schlafsack mit und auch sonst nicht gerade die Besten Voraussetzungen für einen Erholsamen Schlaf.
Versucht mal mit vollgeschwitzten Klamotten zu schlafen. Mich friert es wie einen Frischoperierten.
Wir schlafen unter einem Großen Hallendach auf Asphalt. Alle 20 Minuten fahren wieder einige Starter weiter und ich bin oft wach.
Um 2:00 Uhr überlege ich ob ich alleine Weiterfahren soll, aber ich entscheide mich für die Gruppe. Kaum geschlafen geht es um 4:30 endlich wieder los. Wir haben entschieden aufgrund des schlechten Wetters die ersten Offradtracks auszulassen und fahren mit den ersten Sonnenstrahlen auf den Colle di Gilba. Es ist schon beeindruckend in der Nacht, mit den guten Zusatzscheinwerfern beleuchtet durch das Gelände zu stürmen.
Es ist 7:00 Uhr als wir für uns den wohl härtesten Teil der HAT in Angriff nehmen. Aufgeweichter Lehmboden, Knöcheltiefe Schlammpfützen begleiten uns die ersten Kilometer. Als das aufhört, fängt der Wahnsinn erst an.
Kindskopf große Steine säumen den Weg, der durch die heftigen Regenfälle und die fehlende Pflege extrem schwer zu fahren ist.
Wir sind fertig.
Wir machen keine Großartigen Pausen, aber dennoch geht nichts weiter. Einzig das Wetter ist jetzt gut zu uns.
Um 10:00 Uhr erreichen wir endlich die Stadt Borgo, wo wir uns bei einem Leckeren Frühstück mit dem Stefan Heßler trafen. DER Mister Suzuki. DER Mister DR BIG. DER Mister V-Strom.
Einige Fotos später sind wir wieder voller Energie und greifen nach den Sternen.
Wir wollen so schnell wie möglich den Colle delle Finestre hinter uns bringen und weiter Richtung Forte Jafferau fahren um wenigsten die letzten Offroad Strecken mitnehmen.
Kurz vor Susa hat es dann gekracht!
Wir sind schon fast in Susa. Es ist die letzte Kurve als von unten ein motivierter Italiener die Kurve fährt als wäre er alleine auf der Welt.
Thomas auf seiner Tenere kann unmöglich ausweichen und so kommt das unvermeidliche. Der Italiener kollidiert mit der Tenere und Thomas landet mit gebrochener Zehe im Straßengraben.
Unser Glück war, das hinter uns ein Fahrzeug von dem Veranstalter war und ebenso ein Parkranger. Diese verständigten sofort Polizei und Rettung.
Die Stimmung ist unter aller Sau und wir wollen eigentlich die Tour abbrechen. Dennoch beschließen wir, nachdem wir die Tenere gesichert abgestellt haben, nach Sestriere zu fahren um unsere Urkunden abzuholen.
Dort verabschiede ich mich von den Austrian Bike Brothers und verspreche ein Wiedersehen zur HAT 2023.
Ich fahre schnell nach Oulx, wo schon meine Freunde aus Purgstall, Mario und Christian auf mich warten. Das Motorrad in 2. Spur abgestellt erzähle ich die Ersten Erlebnisse bei einem Bier und ein paar Knabbereien.
Zurück zum Camping Grand Bosco um das Zelt abzubauen. Heute wird im Hotel geschlafen.
Nach einer Guten Pizza und einigen Gläser Rotwein geht es dann doch relativ Früh ins Bett, um am nächsten Morgen auf der verschissenen Autobahn in Richtung Südtirol zu verschwinden.
Erst nach 350km erreichen wir den Gardasee, wo das Motorradfahren wieder Spaß macht.
150 Km Kurven räubern und wir erreichen um 19:00 Uhr die Pension Rechtental in Tramin an der Weinstraße.
Ein schnelles Bier, duschen und ab in die Stadt zum Essen.
Der Alkoholismus hält sich in Grenzen und so kommen wir knapp nach Mitternacht schon ins Bett.
Eigentlich wollte ich in Südtirol bleiben. Mario und Christian fahren schon nach Hause.
Aber der Verkehr auf den Pässen ist so schrecklich, dass ich auf dem Sellajoch entschließe auch die Heimreise anzutreten.
Und so erreiche ich nach 530 Km und knapp 10 Stunden Fahrzeit den Wirt des Vertrauens und überrasche kurz darauf meine Familie, die eigentlich erst in ein paar Tagen mit mir gerechnet hat.
Fazit: Kurz gesagt: die Schweiz ist toll und voller Berge, die HAT hat mich in ihren Bann gezogen und so plane ich schon für 2023, Südtirol und die Sellarunde macht nur Spaß wenn man relativ alleine ist.